Abschluss- und Erfahrungsbericht
Traktortour vom 03.06. bis 08.08.2019 entlang der deutschen Grenze
Zuerst ein paar Daten
Reisedauer: 03. Juni 2019 bis zum 08. August 2019 = 67 Tage
Fahrtage: 50
Strecke: 5.316 Kilometer
Kraftstoffverbrauch: 587 Liter Diesel
Betriebsstunden: 308 Stunden, laut Betriebsstundenzähler
Ich wurde sehr oft gefragt, wie ich auf die Idee kam, eine Traktortour entlang der deutschen Grenze zu machen.
Hierzu könnte ich jetzt sehr weit ausholen und meinen beruflichen Werdegang darlegen, weil es auch damit zu tun hat, aber damit würde ich vielleicht einige Leute langweilen.
In den letzten Jahren meines 48-jährigen Berufslebens wuchs bei mir der Wunsch und die Sehnsucht, etwas alleine zu tun. Vielleicht auch durch die Wanderstrecke meiner Frau von Sehlem nach Santiago de Compostela in mehreren Etappen und ihre Erzählungen und Erlebnisse dabei, kam ich auf die Idee, alleine mit dem Traktor entlang der deutschen Grenze zu fahren. Man mag mir meine Faulheit verzeihen, aber ich bin leider gesundheitlich und auch ehrlich gesagt körperlich nicht dazu in der Lage, diese rund 2.600 km mit einem Rucksack auf dem Rücken zu wandern.
Da mein Arbeitstraktor (Fendt GTS 231) für diese Reise nicht geeignet war, habe ich mir im Februar 2016 einen Deutz D 3006, Baujahr 1970, mit ca. 7.500 Betriebsstunden aus einem kleinen Ort an der Mosel gekauft. An dem Traktor habe ich dann zuerst die angebaute Seilwinde entfernt und mit der Restauration begonnen. Der Traktor war bis auf die defekte Kupplung und einige kleinere Roststellen (Kotflügel, etc.) technisch in Ordnung. Das Verdeck war bis auf die Planen auch noch gut erhalten. Über den Winter 2017 - 2018 hatte ich dann den Traktor bei mir in der Garage stehen und habe fast die gesamte Elektrik (Schalter, Lichtmaschine, Regler, Kabel, usw.) erneuert. Anfang 2018 begann ich dann mit den Lackierarbeiten. Den Motor, Rahmen und alle fest angebauten Teile habe ich dann mit einem Pinsel und Rolle in der entsprechenden Deutzfarbe angestrichen.
Die Kotflügel vorne und hinten, Haube und Armaturenverkleidung hat mir ein Bekannter mir 2K-Lack lackiert. Die Felgen habe ich selber lackiert, hat auch einigermaßen hingehauen.
Ein Bekannter meinte, das Problem mit der Kupplung könnte auch evtl. nur vom Ausrücklager kommen, sodass ich dann zuerst auch nur das Ausrücklager erneuert hatte. Hierfür musste natürlich der Traktor in der Mitte getrennt werden, was viele weitere Arbeiten (Haube abmontieren, Verkabelung trennen und vieles mehr) nach sich zog. Dummerweise hatte ich den Traktor dann wieder komplett zusammen gebaut, um bei einer Probefahrt festzustellen, dass das Kupplungsrupfen doch nicht weg war und das Ausrücklager nicht der einzige Grund für die Misere war. Also musste dann die Kupplung auch noch erneuert werden. Dies war natürlich sehr, sehr ärgerlich.
Da ich zum 01. August 2018 in Rente ging und noch Resturlaub hatte, wollte ich eigentlich Anfang Juli meine Tour beginnen. Da jedoch der Sattler nicht so schnell die defekten Planen für das Verdeck anfertigen konnte, wurde in 2018 nichts mehr mit meiner Tour. Daher entschied ich mich, im August 2018 eine kleine Probetour entlang der Mosel bis nach Koblenz, dann der Lahn entlang bis nach Diez und dann die Aar runter Richtung Rüdesheim und letztendlich der Nahe entlang bis Kirn und über den Hunsrück nach Hause zu unternehmen. Während dieser ca. 420 km konnte ich noch einige Schwachstellen feststellen, die ich dann bis zu meinem Start in 2019 beseitigen konnte. Im Nachhinein war alles gut so wie es war.
Das war ein kleiner Rückblick.
Ich hatte mir von dieser Traktortour erhofft, etwas Abstand zu meinem Berufsleben zu finden und den neuen Lebensabschnitt lockerer genießen zu können. Damit erhoffte ich mir auch eine Änderung meiner Einstellung zur Arbeit als solche. Ich bin eigentlich immer etwas am Arbeiten und kaum bin ich damit fertig (manchmal auch schon vorher), plane ich schon wieder das nächste. Das sollte sich eigentlich durch diese "Entschleunigungstour" ändern.
Ich muss jedoch jetzt feststellen, dass sich wenig in mir selbst geändert hat, vielleicht bin ich etwas gelassener geworden. Ich habe auf dieser Traktortour viele nette Menschen kennengelernt und mir ist sehr viel Positives widerfahren. Es kamen sehr viele Menschen auf mich zu und fanden diese Reise sehr toll.
Vor ein paar Tagen hat mir ein Mann aus Dänemark geschrieben, den ich auf dem Campingplatz "Altefähr" auf Rügen getroffen hatte und hat sich nach meiner Reise erkundigt, da ich mir mit den Reiseberichten der letzten Tage etwas Zeit gelassen hatte. Weiterhin hat mir ein Mann geschrieben, dass wir uns in Simonsberg bei Husum auf dem Campingplatz getroffen und miteinander gesprochen hätten und er würde in der Nähe von Sonthofen arbeiten und hätte ein Büro mit Blick zur Straße und ich sei soeben dort vorbeigefahren. Ich hatte viele schriftliche Kontakte, sowohl von fremden Menschen, als auch von Bekannten, die ich auch immer versucht habe, zu beantworten. Ich hoffe, ich habe niemanden vergessen.
Weiterhin habe ich mich sehr gefreut, meine alten Kumpels aus der Kur von 2017, Gerd Schwarz aus Klein Krauscha und Jürgen Friese aus Owingen, getroffen zu haben.
Auch wenn ich diese Reise alleine machen wollte, so war es doch eine schöne Zeit, als mein Schwager Peter mich drei Wochen lang begleitet hat. Ich hatte am Anfang bedenken, ob dies so lange gut geht, auch weil Peter noch nie Campingurlaub gemacht hatte. Schließlich ist man 24 Stunden zusammen und das ist mehr, als man meist mit seiner Frau zusammen ist. Aber da wir uns privat so gut verstehen und wir, wie man so schön sagt, "Ein Kopp und ein Arsch" sind, hat das prima hingehauen.
Letztendlich kann ich sagen, es war eine schöne Tour. Gerade in der Zeit, in der Peter mich begleitet hat, haben wir sehr viele schöne Dinge erlebt und viele schöne Orte besucht.
Ich hatte fast keine technischen Defekte, der Traktor hat super durchgehalten und es gab keine Zeit, in der ich den Wunsch hatte, abzubrechen oder eine kürzere Route zu nehmen.
Wenn ich mir mehr Zeit gelassen hätte und mich vorab (oder abends) um mehr Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke gekümmert hätte, wärs wohl noch interessanter gewesen, auch wenn ich dadurch ein paar Tage später nach Hause gekommen wäre. So aber war es auch ganz gut, da ich noch mit meiner Familie ein paar Tage Urlaub in Frankreich machen konnte.
Dass diese Tour so erfolgreich war, verdanke ich einigen lieben Menschen in meinem Umfeld:
Zuerst möchte ich mich bei meiner Frau Cilli bedanken.
Sie hat mich jederzeit unterstützt und mir die Idee zu dieser Tour gegeben. Sie hat sich nie über die finanziellen Ausgaben beschwert und hat, während ich unterwegs war, alles alleine zu Hause geregelt. Hierfür ganz lieben Dank an meine Cilli.
Weiterhin wären die ganzen Reiseberichte, Fotos, Tourendarstellungen, Fahrt-statistiken, usw. nicht möglich gewesen, wenn nicht mein Schwager Stefan Hansen und seine liebe Frau Heidi den Blog für mich eingerichtet hätten und alles, was ich ihnen zugesandt habe, überarbeitet, kontrolliert und eingestellt hätten. Ebenfalls vielen Dank Stefan und Heidi.
Ebenfalls habe ich bereits vor meiner Tour einen lieben Menschen aus unserem Ort kennengelernt, nämlich Andy Tutchings. Ihm habe ich zu verdanken, dass der TV über meine Tour einen Bericht geschrieben hat. Weiterhin konnten Peter und ich durch seine Bemühungen und guten Kontakte einige Marineeinrichtungen kennenlernen und besichtigen. Wenn es Probleme gab, Andy anrufen und schon war nach ein paar Minuten alles klar. Andy, vielen Dank.
Letztendlich möchte ich mich auch noch bei Ernst Matthiesen vom NDR bedanken. Er hat uns zeitweise mit der Kamera begleitet und einige Filmausschnitte unter "Treckerfahrer dürfen das" bei Facebook und Instagram eingestellt. Durch ihn habe ich auch die beiden Friesen Sophie und Günther Nissen, auch bekannt unter dem Namen "die Kramers", kennengelernt. Das sind zwei ganz nette Traktorverrückte. Günther hat mich bei der Traktorreparatur (Magnetschalter vom Anlasser) sehr unterstützt.
Bedanken möchte ich mich aber auch bei meinem Kumpel und Nachbarn Karl-Georg, der mir oft bei schweren Arbeiten, z. B. Reifenmontage, geholfen hat.
Ebenfalls hat mir Paul Neumann mit seiner jahrzehnte langen Erfahrung als Landmaschinenmechaniker, wenn ich ihn gebraucht habe, mit Rat und Tat zur Seite gestanden, auch hierfür vielen Dank.
Auch bei dem Kapitänleutnant Frank Welpot möchte ich mich bedanken. Er hat Peter und mich auf dem Marinestützpunkt Eckernförde zum Frühstück eingeladen und uns den ganzen Stützpunkt gezeigt (alles was man zeigen durfte) und alles ausführlich erklärt. Frank, ich hoffe, dass wir uns wiedersehen und ich dir mit dem Motorrad die schönsten Strecken unserer Gegend zeigen kann.
Was passiert weiterhin??
Weiß ich noch nicht ganz genau. Vielleicht gibt's noch einen anderen "echten Oldtimertraktor" (Hürlimann, Kramer, Güldner, Hanomag) oder auch nicht
In Planung:
Traktortour zum Deutztreffen nach 92372 Tannhausen, am 07.06.2020
Traktortour zur Oldtimer Traktor WM am Großglockner, 12.-15.09.2020
Es wäre schön, wenn evtl. noch jemand mit dem Traktor mitfahren würde!